Das Risikomanagement zählt zu den wichtigsten gesetzlichen Anforderungen, die Medizinproduktehersteller erfüllen müssen.

Die ISO 14971 ist die Norm zur „Anwendung des Risikomanagements auf Medizinprodukte“. Sie beschreibt einen Risikomanagementprozess, der sicher stellen soll, dass die Risiken durch Medizinprodukte bekannt und beherrscht und im Vergleich zum Nutzen akzeptabel sind.

Abb. 1: Risikomanagement-Prozess nach ISO 14971 (zum Vergrößern klicken)Risikomanagement-Prozess nach ISO 14971

Sie finden auf dieser Seite Fachartikel…

  1. zu den Aktivitäten im Risikomanagementprozess, welche die ISO 14971 vorschreibt,
  2. zur Norm selbst,
  3. zum Zusammenspiel von Risikomanagement und der IT-Sicherheit und
  4. zur Anwendung der Norm in bestimmten Kontexten z.B. bei stand-alone Software.

1. Artikel zu Aktivitäten im Risikomanagementprozess

a) Gefährdungsanalyse

Hersteller müssen zuerst die Zweckbestimmung des Produkts festlegen.

Dann müssen sie die im Rahmen einer Gefährdungsanalyse / Risikoanalyse Gefährdungen und Gefährdungssituation identifizieren. Dazu gibt es mehrere Methoden:

Um Gefährdungen zu identifizieren, die von fehlerhaften Prozessen ausgehen, empfiehlt sich die Prozess-FMEA (pFMEA).

b) Risikobewertung

Im nächsten Schritt sind die Hersteller verpflichtet, die Risiken abzuschätzen. Dazu müssen sie bestimmen:

Viele Hersteller arbeiten mit einer Risikoprioritätszahl (RPZ). Doch dieses Konzept entspricht nicht der ISO 14971.

c) Risikoakzeptanz

Spätestens jetzt besteht die Aufgabe der Hersteller darin, ihre Kriterien für die Risikoakzeptanz zu bestimmen. Die Festlegung erfolgt meist in Form einer Risikoakzeptanzmatrix.

Dabei hilft auch der FDA-Benefit-Risk-Guidance.

Bei der Bewertung des Restrisiko sollten Sie diese Zahlen kennen. Auch die Kaplan-Meier Kurve hilft im Risikomanagement.

d) Risikobeherrschung und Risikomanagementbericht

Die Gesetze wie die MDR und IVDR verpflichten die Hersteller dazu, die Risiken soweit als möglich und gemäß ihrer Akzeptanzkriterien zu reduzieren. Sehr hilfreich bei Diskussionen mit Auditoren und Behörden sind die Safety Assurance Cases, welche die FDA bei einigen Produkten sogar verlangt.

Die Ergebnisse aller bisherigen Aktivtäten müssen die Hersteller in einem Risikomanagementbericht dokumentieren.

Bei dieser Bewertung sollten die Hersteller prüfen, dass die häufigsten Fehler im Risikomanagement vermeiden.

e) Nachgelagerte Phase

Damit endet das Risikomanagement nicht. Vielmehr folgt die die nachgelagerte Phase, wie das die ISO 14971 nennt. Ein Teil derer ist die Post-Market Surveillance und Überwachung der Produkte im Markt.

2. Fachartikel zur Norm

Die DIN EN ISO 14971 liegt in der Version 2022 vor. Die letzte wesentliche Änderung stammt aus dem Jahr 2019. Diese Änderungen wurden mit der dritten Ausgabe der ISO 14971 eingeführt. Damit wird auch die EN ISO 14971:2012 mit dem Annex ZA obsolet.

Im Beitrag zu den harmonisierten Normen erfahren Sie mehr zu der Bedeutung der Prefixe wie DIN, EN und ISO.

Wie Hersteller die (neue Version) der Norm anwenden sollten, beschreibt die ISO 24971.

Wichtig ist auch die Frage, ob die ISO 14971 überhaupt anwendbar ist. In diesem Kontext sind die Begriffe Vorhersehbarer Missbrauch und anormaler Gebrauch wichtig.

In anderen Rechtsbereichen wird die ISO 31000 genutzt, die für die Medizinproduktehersteller zumindest als Anregung dienen kann.

3. Fachartikel zum Zusammenspiel von Risikomanagement und IT-Sicherheit

Bei Medizinprodukten, die Software enthalten oder Software sind, wirkt sich die IT-Sicherheit wesentlich auf die Risiken aus.

4. Fachartikel zu bestimmten Kontexten

a) Fachartikel für Software-Hersteller

Für die Medizinprodukte, die Software enthalten oder eine standalone Software sind, empfehlen sich diese Fachartikel:

b) Fachartikel für andere Organisationen

Das Risikomanagement bei Medizinprodukteherstellern unterscheidet sich in manchen Aspekten von dem Risikomanagement bei anderen Organisationen:

Das Johner Institut hilft

Nutzen Sie die Unterstützung des Johner Instituts:


Risikomanagementbericht gemäß ISO14971 ist nicht die Risiko-Nutzenbewertung

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